Der Brandschutz in Mainz-Kastel bis zum 19. Jahrhundert

Seit dem Mittelalter kennen wir den Begriff der sogenannten Feuerlöschordnung. Die Zeiten des 13. bis 15. Jahrhunderts, das Geschichtsschreiber auch die „Zeit der großen Brände“ genannt haben, brachte die Obrigkeit auf Grund der immer wieder auftretenden verheerenden Brandkatastrophen dazu, solche Ordnungen zu erlassen. So gab es in fast allen Städten und Gemeinden „Löschgilden“, „Brandgilden“, „Löschzünfte“, „Löschkorps“ oder „Löschanstalten“.

Sie wurden bei Ausbruch eines Brandes gemäß der jeweiligen Feuerordnung zusammengetrommelt. Handwerker und Gewerbetreibende mussten mit ihren Gerätschaften zur Brandstelle eilen. Besonders dafür vorgesehen waren Maurer, Zimmerleute, Wagner und Böttcher. Auch gab es bereits Versuche, die nachbarliche Löschhilfe zu organisieren.

Stete Brandgefahren für Städte und Dörfer

Die ältesten uns bekannten schriftlichen Aufzeichnungen darüber stammen aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Im Jahr 1660 wird berichtet, dass die Gemeinde Kastel Feuerläufer benannte, die bei Ausbruch eines Feuers in den benachbarten Gemeinden um Hilfe bitten sollten. Also gab es vor rund 350 Jahren, einen öffentlichen Brandschutz in unserer Gemeinde. Dies ist der bisher bekannte älteste Nachweis eines organisierten Feuerschutzes in Kastel. Wahrscheinlich waren diese Organisationsformen eines gemeindlichen Brandschutzes bereits älteren Datums. Man kann und muss davon ausgehen, dass es schon vor dem Dreißigjährigen Krieg ähnliche, von der Obrigkeit eingerichtete und unterhaltene Brandschutzeinrichtungen gab.

Zwei Jahre nach der furchtbaren Pestepidemie, welche die Hälfte der damaligen Bevölkerung hinwegraffte (ca. 500 Einwohner), erließ der Schultheiß (Bürgermeister) die Anordnung, dass in der Stadthausstraße (heute Rathausstraße) neben dem Stadthaus eine Scheune gebaut werden sollte. Hier sollten die Feuerlöschgeräte wie Eimer, Strickleitern und Einreißhaken aufbewahrt werden. Der Schultheiß gab noch weitere Anweisungen zur Wiederbeschaffung von Feuerwehrgeräten mit der Begründung, dass „wegen des elendigen Krieges die Geräthe von zu grundt auf verderbt waren“.

Im Jahre 1740 beschreibt der Gemeindeschreiber Preiser, der auch als Lehrer tätig war, aus Überlieferungen, dass nach dem vorgenannten Krieg der Schultheiß die Flösser – welche auf dem Wasserweg bis nach Rotterdam Holz flössten – damit beauftragte, aus Holland „Slangen“ (Schläuche) mitzubringen. Dort hatte inzwischen ein Mann mit Namen van der Heyde den Lederschlauch erfunden, der mit Nieten zusammengehalten wurde. Es war eine bahnbrechende Erfindung. Damit konnte man aus den damals vorhandenen handbetriebenen Druckspritzen das Wasser bis unmittelbar an die Brandstelle befördern. Also brachten die Flösser Holz nach Rotterdam und besorgten aus dem Erlös des verkauften Holzes diese „Slangen“, um sie von Holland nach Kastel mitzubringen.

Dennoch waren diese Brandschutzeinrichtungen der damaligen Obrigkeiten schlecht organisiert, oftmals auch nur mangelhaft ausgerüstet, schlecht trainiert und wenig motiviert. Um die Motivation zu erhöhen, gab es Brandordnungen, nach der man z. B. dem Kutscher, der die erste Wasserbütte an eine Brandstelle heranbrachte, eine Belohnung zahlte. Über die Ausbildung und Ausrüstung dieser Truppe ist so gut wie nichts bekannt.

Aus dem Jahre 1782 wird berichtet: Die Feuerlöschgeräte waren in sehr schlechtem Zustand. Die Schläuche waren von Würmern zerfressen, weshalb die Gemeinde bat, eine neue Spritze kaufen zu dürfen. Im gleichen Jahr mussten die Juden, wie alle anderen Bürger auch, erstmals Feuereimer liefern. Dem Wunsch der Gemeinde wurde von der damaligen Obrigkeit stattgegeben, und bereits 1783 konnte eine neue Spritze aus Köln beschafft werden. Wie lange diese Spritze in Betrieb war ist nicht bekannt. Offenbar hatte die Gemeinde aber genügend Geldmittel zur Verfügung, denn damals kosteten derlei Gerätschaften beträchtliche Summen. Auch wurde im gleichen Jahr eine neue Feuerordnung eingeführt.